Mein Freiwilligendienst-Projekt

 

Von August 2013 bis August 2014 habe ich einen Freiwilligendienst in Südamerika geleistet. Nach dem Abitur und einem „Freiwilligen Sozialen Jahr“ in Deutschland wollte ich mich vor der Aufnahme meines Studiums auch in einem gemeinnützigen Auslandsprojekt engagieren. Ich lernte dadurch eine mir fremde Kultur kennen, sammelte wichtige entwicklungspolitische Erfahrungen und konnte mein Spanisch vervollkommnen.

 

Das Projekt, für das ich mich erfolgreich bewerben konnte, wurde vom „Bundesministerium für wirt­schaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)“ in dessen „weltwärts“-Programm gefördert. Das „Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern“, kurz „Mission EineWelt“, fungierte als Entsendeorganisation. Im "IEF"-Programm hat "Mission EineWelt" seine Nord-Süd-Freiwilligendienste gebündelt. IEF steht für "Internationale Evangelische Freiwilligendienste".

 

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Mein Einsatzort war Cobija in Bolivien. Cobija liegt im Nord-Westen des Landes an der Grenze zu Brasilien im Amazonasbecken. Es gehört zum Departamento Pando. Meine Aufgabe vor Ort bestand darin, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu unter­stützen. Das Projekt startete mit einer mehrwöchigen Kick-off-Phase in der Andenstadt La Paz.

 

Einsatzstelle war das "Centro Luterano Galilea", ein kleines Gemeindezentrum der "Iglesia Evangélica Luterana Boliviana", also der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bolivien. Das Centro Luterano besteht aus einem Kirchengebäude, einem Jugendzentrum sowie einem dazwischen liegenden Sportfeld. Für ein Jahr war es auch mein Zuhause.

 

Abgrenzung meines Freiwilligendienstes zu kommerziellen Anbietern

 

Mein Freiwilligendienst muss deutlich von anderen Aktivitäten abgegrenzt werden, die vielfältig unter gleicher Tätigkeitsbezeichnung firmieren. Zumeist handelt es sich dabei um Volonteer-Einsätze von höchstens vier bis acht Wochen. Sie werden von kommerziellen Veranstaltern angeboten und sind in der Regel nicht mehr als Erlebnisreisen in von Armut geprägte Auslandsregionen. Die Anbieter verdienen damit ihr Geld. Nicht selten werden die Hilfsbedürftigen vor Ort von diesen Veranstaltern in sträflicher Weise für ihre Zwecke missbraucht.

 

Im Gegensatz dazu wird mein Freiwilligendienst von einer anerkannten, gemeinnützigen Entsendeorganisation koordiniert,

dem "Centrum für Partnerschaft, Entwicklung und Mission der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern", kurz "Mission EineWelt".

 

"Mission EineWelt" gestaltet die partnerschaftlichen Beziehungen zu Kirchen in Afrika, Lateinamerika und Pazifik/Ostasien. In Bolivien ist dies die "Iglesia Evangélica Luterana Boliviana" (IELB) mit ihrem "Centro Luterano Galilea, Tejon y Los Lirios, Cobija/Pando".

 

Auch hinsichtlich der Dauer des Freiwilligendienstes gibt es einen deutlichen Unterschied zu kommerziellen Veranstaltern. Mein Einsatz vor Ort dauert ein komplettes Jahr. Dem geht eine mehrwöchige, seminarmäßige Vorbereitungszeit in Deutschland voraus. Vor Ort wird ein Zwischenseminar durchgeführt und nach der Rückkehr nach Deutschland nehmen die Freiwilligen an einem Nachbereitungsseminar teil.

 

Zudem wird das Entwicklungshilfe-Projekt vom "Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)" in dessen "weltwärts"-Programm gefördert, was seinen qualitativen Anspruch und offiziellen Charakter unterstreicht. 

 

Die Vorbereitung auf den Freiwilligendienst

 

Der Freiwilligendienst wird mit größter Gründlichkeit vorbereitet, begleitet und nach der Rückkehr nachbereitet. Dies fängt schon mit der Auswahl der Freiwilligen an.

 

Wer glaubt, auf diesem Wege einmal ein Jahr in einem fremden Land mit exotischer Kultur "abhängen" zu können, liegt völlig falsch. Die Interessierten müssen in einem Bewerbungsverfahren sowohl ihre soziale Kompetenz als auch die dafür erforderlichen Befähigungen unter Beweis stellen. Zudem sind Sprachkenntnisse des jeweiligen Ziellandes unabdingbar.

 

Nach erfolgreich abgeschlossenem Bewerbungsverfahren werden die ausgewählten Freiwilligen gezielt auf ihern Einsatz vorbereitet. Dies beginnt bereits ein halbes Jahr vor der Entsendung und geschieht in einer Reihe von speziellen Seminaren:

 

Kontinentalspezifische Seminare informieren hinsichtlich der geopolitischen Verhältnisse und Besonderheiten (z.B. Südamerika, Zentralamerika, Afrika).

 

Länderspezifische Seminare bereiten auf den Einsatz in den jeweiligen Entsendeländern vor. Sie behandeln sozio-kulturelle, politische, wirtschaftliche und tropenmedizinische Fragen ebenso wie Verhaltensregeln für Krisensituationen wie z.B. Erdbeben oder sonstige Naturkatastrophen.

 

Themenspezifische Seminare behandeln übergeordnete Aspekte der Entwicklungshilfepolitik. Beispiele aus dem Seminarangebot 2013:

  • Mythos CSR - Unternehmensverantwortung zwischen Greenwashing und politischen Handlungsdruck
  • Regionale Handelspartnerschaften als treibende Kraft der regionalen Entwicklung
  • Regionale Entwicklung: Best practice-Beispiele aus Deutschland und Entwicklungsländern
  • Flüchtlinge brauchen Schutz, aber wie ?
  • Frauenstudientag: My land is your land
  • Fairer Handel: Neue Siegel, alte Probleme
  • Frieden und Sicherheit im 21. Jahrhundert
  • Ernährungssicherheit als Menschenrecht ?
  • Interkulturelle Kompetenzen, interkulturelle Einsichten
  • Up-cycling - Theorie und Praxis

Großer Wert wird auch auf den Erfahrungsaustausch zwischen ehemaligen und neuen Freiwilligen gelegt. So nehmen die Freiwilligen bereits in der Vorbereitungsphase per Internet Kontakt zu den noch im Einsatz befindlichen Vorgänger/-innen auf, um sich einsatzspezifisch auszutauschen.

 

Im letzten, einwöchigen Vorbereitungsseminar vor der Entsendung sind ehemalige Freiwillige auch persönlich zugegen, um ihre Erfahrungen unmittelbar an ihre NachfolgerInnen weiterzugeben.

 

Während der Tätigkeit im Entwicklungsland stehen die Freiwilligen in Kontakt zu Partnereinrichtungen der Entsendeorganisation. Dies können beispielsweise karitative Einrichtungen oder auch Ortskirchen sein.

 

Für viele dürfte überraschend sein, dass der Freiwilligendienst nach Ablauf des einjährigen Auslandseinsatzes nicht gänzlich endet sondern nachbearbeitet wird. Dies geschieht im Rahmen eines sechstägigen Seminars. Hierdurch wird zum einen gewährleistet, dass zukünftige Entsendungen von Freiwilligen im Zuge eines iterativen Prozesses qualitativ und sicherheitsspezifisch kontinuierlich weiterentwickelt werden. Zum anderen dienen diese Nachbearbeitungsseminare aber auch der individuellen Verfestigung der persönlich gewonnenen Erfahrungen. Sie ist elementare Voraussetzung dafür, um in den Ländern der Ersten Welt ein nachhaltiges Verständnis für die Probleme der Zweiten und Dritten Welt zu implementieren, auf deren Basis entwicklungspolitische Maßnahmen der Hilfe zur Selbsthilfe fortentwickelt und umgesetzt werden können.

 

Zur Einsatzvorbereitung gehört auch ein umfangreiches Impfprogramm, zu dem im Falle meines Einsatzgebietes im Amazonasbecken die Vorsorge gegen Gelbfieber und Tollwut zählt. Die Tollwut-Prophylaxe erforderte eine dreistufige Impfserie im Tropeninstitut der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München. Da kein Impfstoff zum Schutz vor einer Malariaerkrankung existiert, wird ein Medikament mitgeführt, welches beim Auftreten der ersten Symptome einer solchen Infektion eingenommen wird, um den Krankheitsverlauf zu mildern.